Videoplayer

Stand-alone Videoplayer mit Raspberry Pi

Motivation

Während einer Ausstellung in einer Galerie sollte ein Video präsentiert werden. Ein Beamer war vorhanden, aber ein Laptop fehlte. Dazu kam, dass ein Laptop oder PC viel Platz wegnimmt, die Gefahr besteht, dass er entwendet wird und zum Starten eines Videos das Aufsichtspersonal wissen muss, wie PC und Video gestartet wird.

Das brachte mich auf die Idee, einen Player auf Basis eines Raspberry Pi aufzubauen. Das Ziel war, dass das Video sofort nach dem Starten des Raspberries in einer Schleife losläuft. Eine Tastatur oder Maus zur Bedienung soll nicht notwendig sein.

Um das Video abzuspielen gibt es zwei Softwarepakete: omxplayer und VLC. Der omxplayer setzt auf einer abgekündigten Schnittstelle des Raspbian Betriebssystems auf. Um zukunftsfähig zu sein, hatte ich mich zunächst für deb VLC-Player entschieden, dann aber festgestellt, dass die Konfiguration kompliziert ist und der Player nicht unter dem root-Nutzer läuft, was aber notwendig ist, um den Player als Dienst zu starten. Die Lösung war dann der omxplayer unter der älteren Raspbian-Version.

Player	Vorteile	Nachteile
omxplayer	Läuft unter root wenig Konfigurationsaufwand sehr Ressourcenschonen, da ARM Hardwarebeschleunigung genutzt wiird für die Nutzung auf der Kommandozeile gedacht	für neuere Raspian-Versionen ungeeignet, da benutztes Interfache 'openvg' abgekündigt letzter GIT-Commit im September 2019
VLC	läuft auch auf aktuellen Betriebssystemversionen ständige Weiterentwicklung	aufwändige Konfiguration in /boot/config.txt ist eigentlich für Desktop-Nutzung gedacht Einstellungen der Videopuffer notwendig, damit das Video ohne Unterbrechungen wiederholt wird läuft nicht unter root-Rechten, deswegen für einen System-Service ungeeignet Autostart nur über Desktop möglich

Letztendlich habe ich mich für den omxplayerentschieden.

Funktionsweise

Das Abspielen des Videos ist als Systemdienst installiert. Dadurch läuft das Video sofort los, wenn der Raspberry gestartet wird. Die Videodatei kann entweder in einem Verzeichnis /home/pi/media auf der SD-Karte liegen, oder auf einem eingesteckten USB-Stick. Zur Nutzung des USB-Sticks ist das Tool usbmount notwendig, welches einen automatischen Mount des Laufwerks unter Raspbian vornimmt. In einer Konfigurationsdatei play.txt können noch Betriebsoptionen mitgegeben werden. Achtung: es wird immer nur eine, die alphabetisch erste, Videodatei abgespielt und es werden nur .mp4-Dateien abgespielt.

Einfaches Abspielen vom USB-Stick (Schleife)

1. Videodatei auf Stick kopieren. Name ist egal, Dateiendung muss .mp4 sein.
2. Raspberry einschalten

Einmaliges Abspielen vom USB-Stick

1. Videodatei auf Stick kopieren. Name ist egal, Dateiendung muss .mp4 sein.
2. Eine Datei play.txt auf dem Stick anlegen, die das Wort once enthält.
3. Raspberry einschalten

Abspielen von der internen SD-Karte

1. Videodatei auf Stick kopieren. Name ist egal, Dateiendung muss .mp4 sein.
2. Eine Datei play.txt auf dem Stick anlegen, die das Wort copy enthält.
3. Raspberry einschalten
4. Vor dem Abspielen werden die Dateien vom Stick auf die SD-Karte kopiert und anschließend von dort abgespielt.
5. Anschließend kann der USB-Stick entfernt werden.

Da das Verzeichnis auf der SD-Karte vor dem Kopieren gelöscht wird, ist es so auch möglich, das Video, welches abgespielt wird, auf der SD-Karte zu auszutauschen.

Die Optionen once und copy können unabhängig voneinander genutzt werden.

Ausschalten

Achtung: Da man einen Raspberry nicht einfach ausschalten sollte, ist die Installation so ausgelegt, dass eine Verbindung zwischen Pin3 und Masse das Betriebssystem sauber runter fährt. Dafür kann ein Taster zweischen Pin3 und Masse angeschlossen werden. Praktisch ist, dass das Drücken des Tasters nach dem Herunterfahren, den Raspberry wieder starten lässt.

Im Verzeichnis Ressourcn liegt eine Word- und PDF- Datei, die dem Aufsichtspersonal ausgehändigt werden kann.

Installation

Die Beschreibung der manuellen Installation dient nur der Veranschaulichung. Am einfachsten ist die Nutzung des beigefügten Installationsskripts.

Manuell

1. Raspian Lite 32-Bit installieren, wichtig: Buster (legacy version: 2022-09-22)
2. Am Raspberry mittels ssh anmelden.
3. sudo apt update
4. sudo apt upgrade
5. sudo apt install omxplayer
6. Startscript start.sh in Home-Verzeichnis kopieren und ausführbbar machen chmod +x start.sh
7. Video in das Home-Verzeichnis kopieren, ggf. Video-Name im Startscript anpassen
8. Datei videoplayer.service installieren
   1. sudo cp videoplayer.service /lib/systemd/system/
   2. sudo systemctl enable videoplayer.service
   3. sudo systemctl start videoplayer.service
9. USB-Mount installieren
   1. sudo apt install usbmount
   2. sudo mkdir /etc/systemd/system/systemd-udevd.service.d
   3. sudo cp system/videoplayer-usbmount.conf /etc/systemd/system/systemd-udevd.service.d
   4. sudo systemctl daemon-reexec
   5. sudo service systemd-udevd restart
10. /boot/config.txt für Ein-/Ausschalter anpassen
    1. cd /boot
    2. in config.txt als letzte Zeile einfügen: dtoverlay=gpio-shutdown,gpio_pin=3,active_low=1,gpio_pull=up
11. sudo reboot

Mit Installationsskript

1. Raspian Lite 32-Bit installieren, wichtig: Buster (legacy version: 2022-09-22)
2. Am Raspberry mittels ssh anmelden.
3. sudo apt update
4. Git instalieren sudo apt install git
5. Repository holen git clone https://github.com/HaikoKurt/videoplayer
6. In das Verzeichnis wechseln cd videoplayer
7. Installation starten ./install.sh

Erweiterungsmöglichkeiten

• Mehrere Video-dateien in einer Schleife abspielen
• Fotos in einem Verzeichnis (auf dem USB-Stick) als Diashow abspielen
• Playlist von USB-Stick lesen und ausführen